Sheffield selbst ist eine ehemalige Kohle- und Stahlstadt in den Midlands und wurde natürlich auch stark durch ihre ökonomische Vergangenheit geprägt. Ähnlich wie die umliegenden Städte Manchester, Liverpool, Leeds und Derry ist sie stark von der Schwerindustrie gezeichnet und die Landschaft zwischen all diesen Orten gleicht dabei in weiten Teilen dem Ruhrgegiebt (mit Ausnahme des Peak Districts). Durch den Strukturwandel hat sich der Schwerpunkt der Produktion aber verschoben und es lassen sich inzwischen auch ansehnliche Orte in diesen Städten finden. So ist die Innenstadt von Sheffield durch zahlreiche Restaurierungen aufgewertet worden und beim Neubau wird tatsächlich auch auf eine ansehnliche Optik geachtet.
Catarina selbst lebt zur Untermiete bei einer Familie in einem der besseren Stadtteile. Dort findet man dann auch die Erklärung für die Bezeichnung "Green City", die sich Englands viertgrößte Stadt selbst gibt. Die Straßen sind dort von unzähligen Alleen gesäumt, die im Sommer, mit Laub, sicher alles sehr grün machen. Die alten, großen Steinhäuser dort im Norden der Stadt gefallen mir sehr gut, sie haben etwas herrschaftliches - wirkten aber gerade durch die hohen Zäune und Mauern leider auch sehr abgeschottet. Die ansehnlichlichen Gebäude in der Innenstadt konzentrieren sich auf wenige Straßen und sind im folgenden zu bewundern. Den Rest der Innstadt teilen sich dann 60er-80er Beton-Achitektur und herruntergekommene Gebäude.
Doch nicht nur die Baumeister der Stadt haben Sheffield (teilweise) arg gestrafft, sondern auch der Thatcherismus hat dafür gesorgt, dass man sich nicht mehr vernünftig (öffentlich) fortbewegen kann. Das Bussystem und die eine Tramlinie sind eine Schande für eine Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohner. Neoliberale würde es wohl Wettbewerb im öffentlichen Verkehr nennen, ich sage dazu einfach nur völliges Chaos (bzw. Marktversagen). Man kann sich (besonders als Ortsfremder) nie sicher sein, welches Ticket und welcher Preis gerade gilt - denn die Stadt wird von mehreren Busunternehmen versorgt, die sich auch Linien teilen. Das heißt man bezahlt ständig unterschiedliche Beträge für dieselbe Strecke, kann seine Tickets teilweise nicht bei der Konkurrenz verwenden und muss immer hoffen das der Busfahrer einem die Besonderheiten "seiner" Fahrt erklärt. Wer also den Beweis sucht, das es einen Unterschied zwischen Schuhe verkaufen und öffentlichen Personenverkehr gibt, der findet den nervenden Beweis hier.



Mein Fazit zu Sheffield fällt also eher kritisch aus - trotzdem war es wunderbar dort, bei Catarina, zu sein. Wer allerdings nicht das Glück hat einen lieben Menschen in Sheffield zu haben, dem empfehle ich als touristisches Ausflugsziel definitiv eher York (eigener Post). Vielleicht bin ich vom niedlichen Cork, dass nie das "Glück" einer massiven Industriallisierung hatte, auch ein wenig verwöhnt. Als Armenhaus Europas hatte Irland nie die Chance so viel mit Beton zu bauen und die Landschaft umzupflügen.
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